Demokratisch legitimierte Rohstoffgewinnung kann kein „Raubbau“ sein


Wo sollen in Zukunft die systemrelevanten Rohstoffe Sand und Kies am Niederrhein gewonnen werden? Die Antwort auf diese Frage bestimmen nicht die Sand- und Kiesunternehmen, sondern demokratisch gewählte Institutionen wie beispielsweise das Ruhrparlament. Dass die Verbraucher dieser Rohstoffe solchen Gremien indirekt „Anstiftung zum Raub“ vorwerfen, ist höchst bedenklich.

 

Niederrhein, 29.03.2021. Am Dienstag (30.3.2021) werden in Kamp-Lintfort Unterschriften von „Kiesgegnern“ an die RVR-Regionaldirektorin übergeben. In der Einladung zu diesem Termin ist von Kiesraubbau, maßlosem Flächenfraß und grenzenlosem Abbau die Rede. Mit dieser Wortwahl sollen Emotionen rund um das Rohstoff-Thema geschürt werden. Deshalb lieber zu den Fakten: In Nordrhein-Westfalen werden laut statistischem Landesamt jährlich rund 50 Millionen Tonnen Sand und Kies gebraucht (die Exportmenge ist dabei schon rausgerechnet). Jeder Erwachsene in NRW verbraucht also umgerechnet rund 10 Kilogramm Sand und Kies pro Tag – auch die Kiesgegner. Etwa 50 Prozent der Sande und Kiese werden dabei von der öffentlichen Hand (Bund, Land, Kommunen) für die Allgemeinheit verbraucht. „Würde man in der Raub-Terminologie bleiben, müsste man die Bürgermeister der Kommunen dann konsequenterweise auch als Kies-Hehler bezeichnen“, so zukunft niederrhein-Sprecher Sascha Kruchen.

Auch Kamp-Lintfort baut mit Sand und Kies

Auch beispielsweise in Kamp-Lintfort werden weiterhin neue Wohngebiete geschaffen. Dabei ist aber von den regelmäßig geforderten Recycling-Baustoffen oder etwa von Holzbau nie die Rede. Das ist auch absolut verständlich, denn das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sagt völlig zurecht: „Nur bei ausreichender Verfügbarkeit heimischer mineralischer Rohstoffe lassen sich die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen (Wohnungsbau, Mobilität, Umweltschutz) adäquat bewältigen.“ (aktuelle Rohstoffpublikation des BMWi)

Flächenhäppchen statt Flächenfraß

Der Flächenanteil von stehenden Gewässern (wozu auch die Baggerseen am Niederrhein zählen) liegt in Nordrhein-Westfalen laut statistischem Landesamt bei 0,8 Prozent (Stand: Ende 2019). Die Landwirtschaft nimmt über 47 Prozent der Fläche in Anspruch. In einem Zeitraum von drei Jahren hat die Landwirtschaft in NRW rund 24.000 Hektar an Fläche verloren. Zeitgleich ist die Gewässerfläche im Land aber nur um 630 Hektar gewachsen – das sind nur gut 2 Prozent der „verschwundenen“ Felder und Äcker. Der Anteil ist am Niederrhein zwar etwas höher, aber die Gewinnung von Sand und Kies kann nicht für die großen Flächenverluste der Landwirtschaft in NRW verantwortlich gemacht werden.

Sand und Kies-Export sinkt

Der Export von Sand und Kies aus NRW ist laut statistischem Landesamt in den letzten 11 Jahren um fast die Hälfte zurückgegangen (rund 48 Prozent). Den amtlichen Zahlen zufolge wurden 2019 noch 11,6 Millionen Tonnen exportiert, das entspricht einer Exportquote von rund 18 Prozent. Zum Vergleich: Die Exportmenge von landwirtschaftlichen Produkten und Lebensmitteln lag 2018 bei über 12,6 Millionen Tonnen (Quelle: it.nrw).
Wer Export-Verbote fordert, sollte aber nicht unterschlagen, dass viele Rohstoffe auch aus anderen Ländern zu uns exportiert werden. „Der nationale Energiebedarf wurde 2018 zu rund 70 Prozent über importierte Energierohstoffe gedeckt“, so das Bundeswirtschaftsministerium. Bei den metallischen Primärrohstoffen deckt auch der Niederrhein seine Bedarfe (nahezu) vollständig über Importe. Man liefert also Rohstoffe ins grenznahe Ausland und bekommt auch (unverzichtbare) Rohstoffe aus dem Ausland.

Warum ausgerechnet der Niederrhein?

Sand und Kies kann logischerweise nur dort gewonnen werden, wo er auch lagert. Diese Lagerstätten findet man in NRW vor allem am Niederrhein. Da die Wiederverwertungsquote von Bauschutt aktuell bei über 93 Prozent liegt (nur gut 6 Prozent werden hier am Ende wegen Unbrauchbarkeit entsorgt), müssen weiterhin Primärrohstoffe gewonnen werden. Das stellt immer einen Eingriff in Natur und Landschaft dar und demokratisch legitimierte Institutionen entscheiden, wo solche Eingriffe unter welchen Bedingungen stattfinden sollen. Grenzenlos ist das nicht.


zurück zur Übersicht

Aktuelles

Der Initiativkreis zukunft niederrhein geht morgen (30. November 2022) in das Rennen um den Nachhaltigkeitspreis der europäischen Gesteinsindustrie. Die Unternehmensinitiative hat sich in der...
weiterlesen
Die Unternehmen des Initiativkreises „Zukunft Niederrhein“ haben heute im Rahmen eines Pressegespräches in Wesel ihre Gemeinsame Erklärung vorgestellt. Darin bekennen sich 13 Kies- und...
weiterlesen
Der Zusammenschluss von Kies- und Sandunternehmen am Niederrhein hat einen neuen Namen. Der Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“ heißt ab sofort nur noch zukunft niederrhein. Ein...
weiterlesen
Niederrhein, 17. Mai 2023 Eine jüngst veröffentlichte Studie der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young* kommt zu dem alarmierenden Ergebnis, dass die Versorgung in Deutschland auch...
weiterlesen
Zur diesjährigen Inforeise des Initiativkreises „Zukunft Niederrhein“ am 29. Oktober 2015 kamen 25 Politiker und Vertreter der Wirtschaftsförderungen vom ganzen Niederrhein. Sie stand unter...
weiterlesen
Niederrhein, 21. Dezember 2021 In Presseberichten und Beiträgen in sozialen Medien wird aktuell immer wieder behauptet, dass die beschlossenen Sand- und Kiesabgrabungen im RVR-Gebiet...
weiterlesen
86 Prozent der Niederrheiner leben gerne in ihrem Wohnort. Das hat eine neue repräsentative forsa-Umfrage zur "Zukunft der Region Niederrhein" im Auftrag des Initiativkreises...
weiterlesen
Die Kies- und Sandunternehmen des Initiativkreises „Zukunft Niederrhein“ stellten heute in Xanten die Ergebnisse einer von ihnen initiierten repräsentativen forsa-Umfrage zur Region Niederrhein vor....
weiterlesen