Die Mitglieder des Weseler Kreistags haben in ihrer Sitzung am Donnerstag, 9. Juni 2022, einstimmig eine Resolution zum Abbau von Sand und Kies im Kreis Wesel nach beschlossen. Um mehr Transparenz rund um das Thema zu schaffen und als Grundlage für einen sachlichen Dialog hat die Initiative zukunft niederrhein dazu am 25.6.2022 in einem offenen Brief an den Kreistag Stellung bezogen:
Sand und Kies werden regional gewonnen und auch regional eingesetzt. Wir teilen die Meinung, dass die Gewinnung dieser heimischen Rohstoffe grundsätzlich frühzeitig mit allen Beteiligten erörtert und abgestimmt werden sollte. Wir waren und sind nach wie vor offen für Gespräche.
Für politische Forderungen nach mehr Wohnungsbau, Ausbau der Windenergie sowie Sanierung und Erneuerung von Straßen und Brücken in NRW werden künftig auch mehr Sand und Kies benötigt. Dabei können Recycling- oder Ersatzbaustoffe in Zukunft bestenfalls 25 Prozent des Bedarfes decken.
Planwirtschaft ist keine Lösung
Wer eine Reduzierung elementarer heimischer Rohstoffe auf 50 Prozent fordert, geht grob fahrlässig mit der Zukunft und den wirtschaftlichen Möglichkeiten der jüngeren Generation um. Kann dann ab Mitte des Jahres nicht mehr gebaut werden, weil die planwirtschaftlich festgelegten Gewinnungsmengen erreicht sind? In unserer sozialen Marktwirtschaft hat der Staat die Steuerungsfunktion von Wirtschaftsgütern bewusst nicht übernommen.
Im Falle dieser künstlichen Verknappung müssten benötigte Rohstoffe über weite Strecken, auch aus dem Ausland, sofern verfügbar, teurer und klimaschädlicher zu uns transportiert werden. Außerdem würde eine neue Abhängigkeit von externen Lieferanten geschaffen.
Insgesamt positive Auswirkungen auf Flora und Fauna
Langjährige Erfahrungen und Studien zeigen: Bereits während der Rohstoffgewinnung siedeln sich seltene Tier- und Pflanzenarten an. Die Biodiversität steigt und Sand- und Kiesgewinnungsflächen werden offiziell ökologisch höher bewertet als reine Ackerflächen.
Grund- und Trinkwasser nicht gefährdet
Mehrere Studien der letzten Jahre belegen, dass die Sand- und Kiesgewinnung keinen nennenswerten Einfluss auf Trink- und Grundwasser hat. Es gibt auch keine Wasserknappheit. In Duisburg-Baerl werden zum Beispiel jährlich rund 1 Milliarde Liter Trinkwasser ungenutzt in den Rhein gepumpt.
Ernährung bleibt gesichert
Für die meisten Feldfrüchte am Niederrhein gibt es eine Überproduktion. Bundesweit werden 1,5 Mio. ha zur Pflanzenproduktion für die Energieerzeugung aus Biomasse genutzt. Für bereitgestellte Ackerflächen erhalten Eigentümer meistens neue, zusätzliche Nutzflächen. Ackerland geht hier bei uns vor allem durch naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen verloren.
Nachweispflicht als Bürokratie-Monster
Statistisch nutzt jeder Mensch in NRW (über 16 Jahre) rund 10 Kilo Sand und Kies pro Tag. Wie soll da eine zuverlässige Nachweispflicht realisierbar sein? Soll für jeden, der Sandkastensand kauft, ein behördlicher Nachweis erstellt werden?
Sand- und Kiesgewinnung schadet nicht, der Kies-Euro schon
Sand- und Kiesgewinnungsflächen werden schon jetzt durch die Unternehmen aufgrund der gesetzlichen und behördlichen Vorgaben und Auflagen auf eigene Kosten renaturiert. Eine zusätzliche Kies-Steuer würde aber die Rohstoffe für private Verbraucher, Kommunen und alle Steuerzahler teurer machen.
Wir freuen uns auf einen echten lösungsorientierten Austausch.
Weitere Informationen unter: www.sandundkies.net/offenerbrief



Die heutige Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Münster wird negative Auswirkungen auf die Rohstoffsicherheit und -versorgung in NRW haben. Das Urteil sorgt jetzt auch in weiten Teilen des Landes für fehlende Planungssicherheit. Da das Gericht die Planaussagen im Landesentwicklungsplan zur Sand- und Kiesgewinnung für unwirksam erklärt hat, rückt auch ein rechtsgültiger Regionalplan für das RVR-Gebiet in weitere Ferne. Nicht nur die Rohstoffunternehmen sind betroffen, auch die politischen Ziele beim Wohnungsbau, im Bereich der Infrastruktur, sowie bei der Energie- und Verkehrswende werden gefährdet. Die Unternehmen der Initiative zukunft niederrhein sehen das mit großer Sorge. Vor allem durch die entstehende zeitliche Verzögerung kann es zu einer Verknappung der wichtigen Baurohstoffe Sand und Kies und damit auch zu deutlichen Preissteigerungen kommen. Das trifft am Ende die Wirtschaft, den Verbraucher und jeden Steuerzahler. Es zu befürchten, dass die aktuelle 2. Offenlegung des Regionalplans hinfällig geworden ist und es zu einer 3. Offenlegung mit einer reduzierten Flächenkulisse kommen wird. Dieses Verfahren könnte vermutlich ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Hochkarätig besetzte Jury
Wenn man mit Menschen am Niederrhein spricht, die aktuell gegen die geplanten Flächen für die Sand- und Kiesgewinnung protestieren, wird schnell klar: Die Menschen haben Sorgen und vor allem viele unbeantwortete Fragen. Diese Fragen wird die Initiative zukunft niederrhein in einer großen Dialog-Aktion beantworten und damit hoffentlich auch die ein oder andere Sorge nehmen können. „Wir sind bei Anti-Kies-Veranstaltungen oder beispielsweise bei der Mahn-wache in Neukirchen-Vluyn gewesen und haben mit den Menschen vor Ort gesprochen. Dort sind Fragen gestellt worden, auf die wir selbst nie gekommen wären und wir konnten Informationen liefern, die viele dort überrascht haben. Das ist der Grund, warum wir jetzt in die Dialog-Offensive gehen“, sagt zukunft niederrhein-Geschäftsführer Sascha Kruchen.

Niederrhein, 7.5.2021 Das geplante gemeinsame Klimaschutz-Vorhaben unseres Mitgliedsunternehmens Teunesen mit den Kooperationspartnern Omexon und Wystrach zeigt, was mit Sand- und Kiesproduktion am Niederrhein möglich ist, wenn man über den Tellerrand hinausdenkt. In Weeze sollen Rohstoffgewinnung, Ökostromerzeugung und die Produktion von grünem Wasserstoff kombiniert werden. Dabei handelt es sich um ein innovatives Pilotprojekt, das bundesweit Beachtung finden wird.
Wo sollen in Zukunft die systemrelevanten Rohstoffe Sand und Kies am Niederrhein gewonnen werden? Die Antwort auf diese Frage bestimmen nicht die Sand- und Kiesunternehmen, sondern demokratisch gewählte Institutionen wie beispielsweise das Ruhrparlament. Dass die Verbraucher dieser Rohstoffe solchen Gremien indirekt „Anstiftung zum Raub“ vorwerfen, ist höchst bedenklich.




